Leopold Museum Musikzimmer
20/01/21 18:57
Viel hat sich getan seit 2016, das Musikzimmer von Auchentaller wurden das erste Mal zur Gänze und in einem eigenen Raum (Zimmer) in Budapest im Müksarnock Kunsthaus, einem der bedeutendsten Museen ín der ungarischen Hauptstadt und ganz zentral am Heldenplatz gelegen, gezeigt und in einem wunderbaren Katalog dokumentiert. Das war sicherlich der Beginn der Auferstehung des Musikzimmers von J.M. Auchentaller in seiner ursprünglichen Form. Bei einem wissenschaftlichen Vortrag im Rahmen der Ausstellung gelang es dann Andreas Maleta die ursprünglichen Pläne der Villa Scheid einzusehen und das Musikzimmer genau beschreiben zu können, wie es Architekt Josef Hackhofes und dann der Jugendstilkünstler J.M. Auchentaller verwirklicht hatten.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Andreas Maleta und die Kunsthistorikerin und Kuratorin der Budapester Ausstellung, Prof, Ilona Sarmany-Parsons veröffentlichten eine detaillierte Dokumentation über das Musikzimmer in der Villa Scheid von 1899. Andreas Maleta beschreibt darin der Abfolge der verschiedenen "Räume", in denen das Musikzimmer ab seiner Entstehung 1899 hing bzw. verwendet wurde und Prof. Sarmany-Parsons erklärt die kunsthistorische Stellung und Einordnung von Auchentaller Gesamtkunstwerk, besonders unter Berücksichtigung seines Münchner Aufenthaltes von 1893 bis 1896.
Auchentaller schuf ein Musikzimmer mit allen Raumelementen und Einrichtungsgegenständen, ein Gesamtkunstwerk also, welches in seiner Konzeption als einzigartig im deutschen Sprachraum gelten kann. Fünf Gemälde folgen den fünf Sätzen von Beethovens VI. Symphonie, der Pastorale und sind aufeinanderfolgend im Raum in einer Vertäfelung eingebracht. Dabei gestaltet Auchentaller den vierten Satz der Sinfonie, "Gewitter und Sturm" als Diptychon in einer Ecke des Raumes in einem (sehr unüblichen aber höchst interessanten) 90 Grad Winkel "um die Ecke hängt, einem 3D-Bild vergleichbar.
2019 wurde das komplette Musikzimmer nach Bonn transportiert, um bei der einzigen großen Deutschen Beethoven-Ausstellung in der dortigen Kunsthalle teilzunehmen. Kleider wurde die Ausstellung dann von der Corona-Pandemie überschattet und musste bereits nach zwei Monaten für immer schließen.
Etwas besser ging es bislang dem Leopold Museum, dass anfänglich seine Beethoven-Ausstellung mit dem Musikzimmer von Juni 2020 auf den Herbst verschob und dann Anfang Dezember die Ausstellung ohne übliche Vernissage eröffnete und kurz nach Weihnachten wieder schließen musste.
Im Leopold Museum ist aber eine kleine Sensation passiert, es wurde nämlich das Musikzimmer "originalgetreu", also in der Dimension des originalen Zimmers von 1899 nachgebaut und die Vertäfelung wie auch diverse Einrichtungsgegenstände durch eine Tromp-L´ Oeil Malerei dargestellt. Durch diese Präsentation ist es das erste Mal gelungen die unglaublich strake Wirkung der Bilder in einem doch eher kleinen Raum zu verwirklichen und dem Besucher einen echten Eindruck dieses Zimmers auch noch 2021 zu geben. Zu Recht wurde das Musikzimmer in den Medien als Highlight Dargestellt und sehr positiv beschrieben. Wir könne nur hoffen, dass die Wiedereröffnung zu weiteren Besucherströmen führen wird und Corona in diesem Falle nicht gewonnen hätte.
Für den Augenblick des Schreibens (20.1.2021) können wir nur hoffen, dass alle Verantwortlichen und Entscheidungsträger zur gleichen Einsicht kommen werden, dass man das Musikzimmer in der momentanen Form nicht einfach wieder zerstören (also wegwerfen) sollte, sonder in einer anderen Form auf einem neuen Platz weiter der Inspiration und einer interessierten und faszinierten Öffentlichkeit weiterhin präsentieren sollte.
Das ist unsere Hoffnung für 2021 und auch die Folgejahre.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Andreas Maleta und die Kunsthistorikerin und Kuratorin der Budapester Ausstellung, Prof, Ilona Sarmany-Parsons veröffentlichten eine detaillierte Dokumentation über das Musikzimmer in der Villa Scheid von 1899. Andreas Maleta beschreibt darin der Abfolge der verschiedenen "Räume", in denen das Musikzimmer ab seiner Entstehung 1899 hing bzw. verwendet wurde und Prof. Sarmany-Parsons erklärt die kunsthistorische Stellung und Einordnung von Auchentaller Gesamtkunstwerk, besonders unter Berücksichtigung seines Münchner Aufenthaltes von 1893 bis 1896.
Auchentaller schuf ein Musikzimmer mit allen Raumelementen und Einrichtungsgegenständen, ein Gesamtkunstwerk also, welches in seiner Konzeption als einzigartig im deutschen Sprachraum gelten kann. Fünf Gemälde folgen den fünf Sätzen von Beethovens VI. Symphonie, der Pastorale und sind aufeinanderfolgend im Raum in einer Vertäfelung eingebracht. Dabei gestaltet Auchentaller den vierten Satz der Sinfonie, "Gewitter und Sturm" als Diptychon in einer Ecke des Raumes in einem (sehr unüblichen aber höchst interessanten) 90 Grad Winkel "um die Ecke hängt, einem 3D-Bild vergleichbar.
2019 wurde das komplette Musikzimmer nach Bonn transportiert, um bei der einzigen großen Deutschen Beethoven-Ausstellung in der dortigen Kunsthalle teilzunehmen. Kleider wurde die Ausstellung dann von der Corona-Pandemie überschattet und musste bereits nach zwei Monaten für immer schließen.
Etwas besser ging es bislang dem Leopold Museum, dass anfänglich seine Beethoven-Ausstellung mit dem Musikzimmer von Juni 2020 auf den Herbst verschob und dann Anfang Dezember die Ausstellung ohne übliche Vernissage eröffnete und kurz nach Weihnachten wieder schließen musste.
Im Leopold Museum ist aber eine kleine Sensation passiert, es wurde nämlich das Musikzimmer "originalgetreu", also in der Dimension des originalen Zimmers von 1899 nachgebaut und die Vertäfelung wie auch diverse Einrichtungsgegenstände durch eine Tromp-L´ Oeil Malerei dargestellt. Durch diese Präsentation ist es das erste Mal gelungen die unglaublich strake Wirkung der Bilder in einem doch eher kleinen Raum zu verwirklichen und dem Besucher einen echten Eindruck dieses Zimmers auch noch 2021 zu geben. Zu Recht wurde das Musikzimmer in den Medien als Highlight Dargestellt und sehr positiv beschrieben. Wir könne nur hoffen, dass die Wiedereröffnung zu weiteren Besucherströmen führen wird und Corona in diesem Falle nicht gewonnen hätte.
Für den Augenblick des Schreibens (20.1.2021) können wir nur hoffen, dass alle Verantwortlichen und Entscheidungsträger zur gleichen Einsicht kommen werden, dass man das Musikzimmer in der momentanen Form nicht einfach wieder zerstören (also wegwerfen) sollte, sonder in einer anderen Form auf einem neuen Platz weiter der Inspiration und einer interessierten und faszinierten Öffentlichkeit weiterhin präsentieren sollte.
Das ist unsere Hoffnung für 2021 und auch die Folgejahre.
Schmuckausstellung in Grado «Wiener Bijou», 2015
29/01/16 19:05
Werner Rosenbergers «Im Cottage»
27/12/14 20:50 Filed in: Bücher/Books

Eine weitere Huldigung des gründerzeitlichen Grünviertels im heutigen 18. Bezirk. Werner Rosenberger muss ich danken, dass er aufmerksam genug war um die Villa des Schmuckfabrikanten Georg Adam Scheid in der heutigen Gregor Mendel Straße 25 in sein Buch aufzunehmen. Sie gehört zu der Geschichte der Pioniere im Cottage, ein Umstand, den Rosenberger nicht beschreibt, den er auch nicht wirklich wissen kann.
Das Cottage um die Jahrhundertwende war eigentlich ziemlich unbequem zu bewohnen.
Im Winter keine Schneeräumung und bei Regen eine Schlammrutsche von oben bis unten. Aber wer modern sein wollte, es sich leisten konnte und dem Fortschritt verpflichtet war, musste da wohnen.
Georg Adam Scheid war es! Mit 15 Jahren lief er aus seinem Elternhaus in Baden Wüttenberg davon und schlug sich nach Pfortsheim durch. In der Stadt des Schmuckes lernte er das kennen, was er später in Wien als Fabriksinhaber produzieren sollte: hochwertige Gold und Silberwaren - und eben auch Auchentallers Kreationen, wobei der Künstler sein Schwiegersohn geworden war.
Werner Rosenberger betitelt das Kapitel über Auchentaller: «Georg Adam Scheid, der Secessionist und der Magnetiseur». Er erzählt Bekanntes wie weniger Bekanntes.
Ok, die sogenannte Villa Scheid von damals ist heute die Botschaft der Republik Korea - bekannt!
Die Villa wurde von Architekt Josef Hackhofer geplant und errichtet. Hackhofer ist heute einer der weniger bekannten Architekten des Wien um 1900, aber Erbauer von manchen Prunkstücken der Stadt (z.B. der Brücke über den Tiefen Graben u.a.m) - ziemlich unbekannt!
Aber das Valentin Zeileis, ein Magnetiseur, also eigentlich ein Heiler, verheiratet mit einer Mautner-Markhof (so wie Kolomann Moser), dort zu wohnen und zu arbeiten begann und ab 1906 die Villa seinen Bedürfnissen gerecht umbaute (und daher zumindest das bekannte Jugendstilfenster von Auchentaller auf die Müllhalde warf) bleibt unerwähnt - also unbekannt!
Nun gut, dafür sind ja auch wir da.
Von den Wandvertäfelungen Auchentallers für das Musikzimmer in der Villa Scheid, in dem seine berühmten Beethoven Bilder eingefasst waren, wollen wir hier gar nicht weiter sprechen.
Immerhin: die acht Gemälde sind erhalten, zogen zu erst vom Cottage in das Landhaus Scheid in Maria Enzersdorf, dann in die riesige Villa der Thonets, dem Lehenhof bei Scheibbs und 1938 mit den Thonets in die Nähe von Gmunden.
Jedenfalls hatte Georg Adam Scheid dem Cottage eine Note zugefügt, wie auch der ihm nachfolgende Valentin Zeileis.
Werner Rosenberger hat zu Recht ein sehr unterhaltenden Buch geschrieben.
Christine Casapicolas «Nächstes Jahr im Küstenland»
27/12/14 19:59 Filed in: Bücher/Books

Die Linzerin Christine Casapicola arbeitet in Wien und lebt teilweise auch in Cormons, in der Nähe von Gorizia (Görz) und Grado. Mit elegantem Spürsinn erforscht sie die fast vergessenen Geschichten aus diesem Teil der ehemaligen k.u.k Monarchie in Norditalien und trifft dabei - wohl nicht verwunderlich - bald auf den Jugendstilmaler und ehemaligen Grado Bewohner Josef Maria Auchentaller. Sie verfolgt seine Spur und landet dabei bei Erika Auchentaller-Marchina, der Enkelin des Künstlers, in Südtirol.
Was Egyd Gstättner in seinem Buch dramatisiert, in dichterischer Freiheit bis ins Fantastische erweitert und in einem faszinierenden Roman zusammen fasst: nämlich das einzigartige und unglaubliche Schicksal eines Josef Maria Auchentallers, bringt Christine Casapicola - als erfolgreiche Steuerberaterin an nüchterne Fakten sichtlich gewöhnt - durch das Narrativ von Erika Auchentaller auf einen Punkt: Auchentaller war zwar der einst berühmte Maler, aber seine Frau Emma war die Chefin des «Fortino»! Eines der erfolgreichsten Jungendstilhotels in Grado, ganz vorne am Meer. Im Fortino gingen bis 1914 die Größen des Jugendstils aus Wien ein und aus.
Ab 1920 fand der Maler Auchentaller aber keine Beachtung mehr. Seine Kunst war aus der Mode, sein künstlerischer Mittelpunkt, die Secession in Wien, Geschichte und das ehemalige große Österreich zerschlagen. Kunstgeschichte wurde in Berlin, Paris und London gemacht, sicherlich nicht in Wien und schon gar nicht in Grado. Grado hat die Karriere Auchentallers zerstört, ja beendet.
Viele der anderen Geschichten und Erzählungen in Casapicolas Buch schöpfen aus ähnlichen Perspektiven, entweder einer wandert aus oder einer siedelt sich an. Das Küstenland selber wird zum Katalysator, es beschleunigt oder verlangsamt Entwicklungen der handelten Personen ohne sich selbst wesentlich zu verändern.
Egyd Gstättner schreibt einen Künstlerroman und wird zum Reiseführer durch die Welt um 1900.
21/01/14 17:22 Filed in: Bücher/Books

Andreas Maleta (li) und Egyd Gstättner (re), Oktober 2013
«DAS GEISTERSCHIFF» von Egyd Gstättner, Picus Verlag, 2013
Im August 2013 erschien der Künstlerroman «Das Geisterschiff» vom Kärntner Autor Egyd Gstättner über das Leben des einst sehr bekannten Jugendstilmalers Josef Maria Auchentaller, der ab1904 seinen Wohnsitz im Sommer nach Grado verlegte und 1949 dort verstarb. Eine wunderbare, berührende, ja kulturgeschichtlich bedeutende Lebensgeschichte über das tragische, wie auch komische Schicksal eines Künstlers, der einst neben Klimt in der Wiener Secession ebenfalls ein Fries anfertigte, heute aber völlig vergessen ist. Bedeutend deshalb, weil Gstättner sich sehr in die biografischen Aspekte des Malers und seines Umfelds hinein vertieft, jedes Detail akribisch verfolgt und deswegen auch kulturgeschichtliche Relevanz erreicht, da es ihm gelingt, den bekannten Auchentaller, mit all seinen tragisch-komischen Schicksalsschlägen, durch einen zweiten,«möglichen», Auchentaller stimmig in ein Gesamtkunstwerk zu formen, das sicherlich auch Stoff für einen erfolgreichen Spielfilm wäre. Da fließen Dichtung und Wahrheit ineinander, so wie die Wellen der Adria in Grado. Das Auchentaller Hotel «Pension Fortino», eigentlich das Hotel seiner Frau Emma (er fühlt sich an diesem Ort ja bloß als ungeliebter «Prinzgemahl») wird einmal zu Schiff, dann zum Geisterschiff an der Diga, den Wellenbrechern von Grado, ganz vorn, direkt am Meer gelegen, mit der Frühstücksterrasse als Bug. Dieses Jugendstilschiff, vom berühmten Wiener Architekten Julius Mayreder geplant und 1903 bis 1904 erbaut und von Auchentaller mit sehr viel Können und Liebe «sgraffitiert» und ornamental ausgestattet, machte das knapp vor der Jahrhundertwende noch ziemlich unbekannte Seebad Grado plötzlich unglaublich beliebt. Die Auchentallers erhielten für ihr «Fortino» die Hotel-Lizenz Nr. 4, danach folgte ein steiler Aufschwung. Das Fortino wurde zu ihrem Schiff durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Als das Jugendstilschiff zum «Geisterschiff» wird, erreicht der Roman seinen Höhepunkt. Der Maler fällt in Ohnmacht und damit treibt Gstättner die Dichtung an die Spitze. Der weltbekannte britische Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle (Sherlock Holmes) lässt in einer spiritistischen Sitzung im Fortino Gustav Klimt persönlich erscheinen. Die Wahrheit ist viel banaler: Doyle hat es nur bis Vorarlberg ins Internat geschafft, in Grado ist er nie gewesen. Als das Fortinoschiff die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts durchquert hatte, wurde es durch den Weltkrieg zum echten Geisterschiff und zu Schrott gefahren. In den Zimmern waren Soldaten einquartiert und der Krieg hinterließ einen löchrigen Dachstuhl und es regnete herein. Die Sgraffitti an den Außenmauern waren kaum mehr erkenntlich – später wird man sie, wie das Auchentaller Fries von 1902, abschlagen. In den Fünfzigern verkauft, renoviert, mit einem weiteren Stockwerk versehen und in viele kleinere und größere Wohnungen aufgeteilt ist heute ein Appartement-Schiff entstanden, in dem sich kein Auchentaller-Geist mehr aufhält. Gstättner schreibt am Ende seines Romans: «Im gesamten Ortsbild Grados findet sich kein sichtbarer Beleg für einen Auchentaller - ebenso wenig übrigens im Secessionsgebäude zwischen Karlsplatz und Naschmarkt in Wien. Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Vergänglichkeit...». Wir haben das Gedenken über den Ausbruch des Ersten Weltkrieg 1914 mit vielen Erinnerungen, Informationen und geschichtlichen Betrachtungen hinter uns gebracht. Für diese Reise in die Welt von Vor-vor-gestern, wäre ein Reiseführer hilfreich, der nicht nur das Außergewöhnliche, das Dramatische schildert, sondern auch das ganz Banale, das Ortsübliche wie Hochnotwendige. Das Leben von Josef Maria «Pepi» Auchentaller wird hier zum Maßstab, wo ein außergewöhnlich begabter und erfolgreicher Jugendstilmaler aus Wien durch banalen Geldmangel ins Exil nach Grado gelangt und 1918 vom Krieg und Zusammenbruch gleichsam erschlagen wird. Nie wird er sich von diesen Schicksalsschlägen erholen, als Künstler war er ausgelöscht, der Jugendstil in der Versenkung verschwunden, Wagner, Klimt, Schiele und Moser innerhalb eines Jahres (1918) verstorben. Auchentaller lebte noch bis 1949. Selbst der zweite Krieg blieb ihm in Grado nicht erspart. Auchentallers Schicksal, von Egyd Gstättner zu einem Künstlerroman geformt, wurde zum Reiseführer durch diese ferne Zeit, die berührt, die nachdenklich macht...