Villa Scheid 1899 © amp-archiv, 2016
Villa Scheid, Hochschulstrasse 9, heute Gregor Mendel Strasse 25
Die Bilder für das Musikzimmer in der Villa Scheid, 1898
Das war eine der ersten Umsetzungen von Musik in Malerei.
J.M.Auchentaller's Bilder stellen die fünf Sätze Beethoven's VI.Symphonie dar.
Georg Adam Scheid war ein fortschrittlicher, modern denkender Mensch seiner Zeit. Bereits bei der Weltausstellung in Wien 1873 kaufte er, gleichsam im Abverkauf, ein amerikanisches Fertigteilhaus aus Holz und stellte es in seinem Weingarten in Maria Enzersdorf auf.
Wer Ende der 1890 Jahre, neben der gerade errichteten Universität für Bodenkultur, eine Parzelle kaufte, um dort eine Villa zu errichten, war eigentlich zu früh dran. Scheid war Pionier daher errichtete er seine Villa ganz oben, unweit der Uni. Mit der unausweichlichen Folge, dass seine Frau und Familie heftig protestierten: wenn das Wetter schlecht war, konnte die Familie ihr Wohnhaus nur über rutschige Wege erreichen. Pferdekutschen blieben oft im Schlamm stecken.
Wegen der stringenten Bauvorschriften im gerade entstehenden Cottageviertel, kann der Bauplan für die Villa von Architekt und Scheid Schwiegersohn Josef Hackhofer nicht von ihm selbst verwirklicht werden, sondern wird von einem vorgeschriebenen Baumeister ausgeführt.
J.M. Auchentaller, ein weiterer Schwiegersohn von Scheid, hat mehr oder weniger freie Hand, um das Interieur zu gestalten. Besondere Aufmerksamkeit widmet er seinem Lieblingsprojekt: dem Musikzimmer. Beethovens VI. Symphonie, die «Pastorale», ist ihm Vorbild. In der Scheid Familie kann jeder diese Symphonie am Klavier nachspielen, sie ist der Hit der jungen Mädchen, Beethoven ist ja der Superstar einer ganzen Generation um 1900.
Die fünf Sätze der Pastorale werden von Auchentaller 1898 bis 1899 auf riesigen Leinwänden in Malerei umgesetzt und in de Folge im Musikzimmer in einer Vertäfelung montiert.
Die Villa Scheid wird von 1899 bis 1911 bewohnt und dann an den Heiler und „Wunderdoktor“ Valentin Zeileis verkauft. Das gesamte Mobiliar und weiteres Interieur wird nach Maria Enzersdorf übersiedelt. Was nicht mitgenommen werden konnte, wurde entsorgt. Darunter leider auch das bekannte Jugendstil Glasfenster von Auchentaller.
Das Musikzimmer übersiedelt daher nach Maria Enzersdorf. Auch dort steht inzwischen ein Landhaus, geplant und errichtet von Architekt Josef Hackhofer. Wie immer, führt auch hier der Zufall Regie: eine Weihnachtsfeier der Familie Scheid wird zum Zeitdokument. Vorne steht Jung und Alt der Familie, im Hintergrund, schwer zu identifizieren, die «Elfe am Bach».
Nach dem Ableben von Georg Adam Scheid 1921 verbleiben die Bilder noch einige Jahre in Maria Enzersdorf. Erst 1926 übersiedeln sie in den Lehenhof bei Scheibbs, den Victor Thonet gemietet hatte. Die Thonets hatten sowohl die hohen Räumlichkeiten wie auch den Bedarf an einem entsprechenden Musikzimmer. Martha Thonet, wiederum eine Tochter von Georg Adam Scheid, war eine begnadete Pianistin, spielte auf zwei Flügeln, einem Steinway und einem Bösendorfer, und in Scheibbs waren einige der Größen der damaligen Musikszene gern gesehene Gäste: «Wunderkind» Wolfgang Schneiderhahn und Wilhelm Backhaus hinterließen Widmungen und Gästebucheintragungen.
Das Auchentaller Musikzimmer verblieb mit den Thonets in Scheibbs von 1926 bis 1938. Danach übersiedeln die Bilder und alle weiteren Kunstwerke der Sammlung nach Oberösterreich, wo sich die Thonets ein Haus gekauft hatten.
Erst 2009 wird die «Elfe am Bach» im Leopold Museum im Rahmen der großen Auchentaller Ausstellung ausgestellt und in der Folge als Leihgabe an das Museum gegeben.
Ein paar Jahre später werden die mehr als hundert Jahre getrennt gehängten Auchentaller Musikzimmer-Bilder: «Donner und Sturm» in der Galerie punkt12 nebeneinander platziert: ursprünglich hatte der Künstler die Heftigkeiten des Wetters aus Beethovens Musik zusammenhängend auf zwei Leinwänden dargestellt. Jetzt werden Wolken und Regen wieder vom Sturm über die gesamte Fläche von beiden Bildern gejagt.
Siehe unten: «Musik am Lehenhof» und hier.
Wer Ende der 1890 Jahre, neben der gerade errichteten Universität für Bodenkultur, eine Parzelle kaufte, um dort eine Villa zu errichten, war eigentlich zu früh dran. Scheid war Pionier daher errichtete er seine Villa ganz oben, unweit der Uni. Mit der unausweichlichen Folge, dass seine Frau und Familie heftig protestierten: wenn das Wetter schlecht war, konnte die Familie ihr Wohnhaus nur über rutschige Wege erreichen. Pferdekutschen blieben oft im Schlamm stecken.
Wegen der stringenten Bauvorschriften im gerade entstehenden Cottageviertel, kann der Bauplan für die Villa von Architekt und Scheid Schwiegersohn Josef Hackhofer nicht von ihm selbst verwirklicht werden, sondern wird von einem vorgeschriebenen Baumeister ausgeführt.
J.M. Auchentaller, ein weiterer Schwiegersohn von Scheid, hat mehr oder weniger freie Hand, um das Interieur zu gestalten. Besondere Aufmerksamkeit widmet er seinem Lieblingsprojekt: dem Musikzimmer. Beethovens VI. Symphonie, die «Pastorale», ist ihm Vorbild. In der Scheid Familie kann jeder diese Symphonie am Klavier nachspielen, sie ist der Hit der jungen Mädchen, Beethoven ist ja der Superstar einer ganzen Generation um 1900.
Die fünf Sätze der Pastorale werden von Auchentaller 1898 bis 1899 auf riesigen Leinwänden in Malerei umgesetzt und in de Folge im Musikzimmer in einer Vertäfelung montiert.
- 1. Satz: Elfe am Bach
- 2. Satz: Elfenreigen
- 3. Satz: Landleben
- 4. Satz: Donner und Sturm
- 5. Satz: Vesperläuten (nach dem Sturm)
Die Villa Scheid wird von 1899 bis 1911 bewohnt und dann an den Heiler und „Wunderdoktor“ Valentin Zeileis verkauft. Das gesamte Mobiliar und weiteres Interieur wird nach Maria Enzersdorf übersiedelt. Was nicht mitgenommen werden konnte, wurde entsorgt. Darunter leider auch das bekannte Jugendstil Glasfenster von Auchentaller.
Das Musikzimmer übersiedelt daher nach Maria Enzersdorf. Auch dort steht inzwischen ein Landhaus, geplant und errichtet von Architekt Josef Hackhofer. Wie immer, führt auch hier der Zufall Regie: eine Weihnachtsfeier der Familie Scheid wird zum Zeitdokument. Vorne steht Jung und Alt der Familie, im Hintergrund, schwer zu identifizieren, die «Elfe am Bach».
Nach dem Ableben von Georg Adam Scheid 1921 verbleiben die Bilder noch einige Jahre in Maria Enzersdorf. Erst 1926 übersiedeln sie in den Lehenhof bei Scheibbs, den Victor Thonet gemietet hatte. Die Thonets hatten sowohl die hohen Räumlichkeiten wie auch den Bedarf an einem entsprechenden Musikzimmer. Martha Thonet, wiederum eine Tochter von Georg Adam Scheid, war eine begnadete Pianistin, spielte auf zwei Flügeln, einem Steinway und einem Bösendorfer, und in Scheibbs waren einige der Größen der damaligen Musikszene gern gesehene Gäste: «Wunderkind» Wolfgang Schneiderhahn und Wilhelm Backhaus hinterließen Widmungen und Gästebucheintragungen.
Das Auchentaller Musikzimmer verblieb mit den Thonets in Scheibbs von 1926 bis 1938. Danach übersiedeln die Bilder und alle weiteren Kunstwerke der Sammlung nach Oberösterreich, wo sich die Thonets ein Haus gekauft hatten.
Erst 2009 wird die «Elfe am Bach» im Leopold Museum im Rahmen der großen Auchentaller Ausstellung ausgestellt und in der Folge als Leihgabe an das Museum gegeben.
Ein paar Jahre später werden die mehr als hundert Jahre getrennt gehängten Auchentaller Musikzimmer-Bilder: «Donner und Sturm» in der Galerie punkt12 nebeneinander platziert: ursprünglich hatte der Künstler die Heftigkeiten des Wetters aus Beethovens Musik zusammenhängend auf zwei Leinwänden dargestellt. Jetzt werden Wolken und Regen wieder vom Sturm über die gesamte Fläche von beiden Bildern gejagt.
Siehe unten: «Musik am Lehenhof» und hier.
Villa Scheid, um 1899,
Entwurf von Arch. Josef Hackhofer, 1897,
Botschaft von der Republik Sud-Korea, 2010
Landhaus Scheid, Maria Enzersdorf, 1912
Wo ist denn hier das Auchentaller Bild: «Elfe am Bach» versteckt?