Koloman Moser, Carl Moll und andere schlenderten von einem Praterspaziergang im Mai (1899) zurück in die Wiener Innenstadt. Molls attraktive Stieftochter, Alma Schindler (spätere Alma Mahler-Werfel) ging eingehängt mit Josef Maria Olbrich. Es war weit über Mitternacht, als die Gruppe in die Kärntner Straße einbog.


«Lasst uns doch noch in ein Kaffeehaus gehen», schlug sie der Männerrunde vor, «ins Cafe Secession, das hat der Auchentaller gestaltet».

Mit dem Cafe Secession war wohl das Cafe Lebmann auf der Kärntner Straße gemeint, welches von Auchentaller gerade fertiggestellt worden war. In bester Lage, war das Lebmann Teil des berühmten Hotels Meissl & Schadn, eine Absteige für viele illustre Gäste der Kaiserstadt Wien.

Nicht als einen ihrer vielen Liebhaber wird Alma über den Maler in ihrer Biografie berichten, sondern als bedeutenden Mitgestalter der Kunstszene in Wien um 1900.

Eine wichtige Zeitzeugin über die vergessene Bedeutung des großen Künstlers.

Als im Sommer 2008 das Museum in Gorizia (Görz) die erste große Einzelausstellung J.M. Auchentallers (60 Jahre nach seinem Tod in Grado) zeigte, betitelte die New York Times/Herald Tribune ihre ausführliche Rezession mit: «Josef Maria Auchentaller: A Vienna Secessionist and his misfortunes» (Ein Wiener Secessionist und sein unglückliches Schicksal).

Besser hätte man den Lebensweg des vergessenen Künstlers nicht beschreiben können. Es hat die volle Initiative der Provinz Friaul-Venezia, seines Museums in Gorizia (der alten k.u.k. Regionalhauptstadt Görz) bedurft, um den 40 Jahre als unbekannten in Grado lebenden Wiener Künstler wieder ins Licht der kunstinteressierten Öffentlichkeit zu rücken. Es folgte eine weitere Ausstellung in Bozen (Auchentallers Familie stammte aus Südtirol) und dann, im Sommer 2009, die große Ausstellung im Leopold Museum in Wien, wobei eine noch größere Anzahl an wichtigen Exponaten gezeigt werden konnte.

Mit erstaunlicher Regelmäßigkeit meldeten sich immer wieder Sammler und Kunstliebhaber, die Bilder oder auch Schmuckstücke von Auchentaller entdeckten.

Bild ganz oben: Ausschnitt aus einem Selbstporträt von J.M.Auchentaller, 1931, im Besitz der Familie Auchentaller.

Alma Schindler, um 1899
Straßenbanner in Gorizia, 2008

Josef Maria

Auchentaller

1865 (Wien) - 1949 (Grado)